Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Ich erhebe die Forderung nach einer Architektur und Inneineinrichtung aus nicht mehr als 10 Materialien und nicht mehr als 5 Formen.

Das ekelhafte Vintage-Pastiche der Hotels und Kaffeeröstereien, mit ihren Industrielampen, gelöteten Messingwaben, Ohrensesseln und verschlissenen Orientteppichen muß der Welt mit großer neuer Strenge ausgetrieben werden. Ein starker Brechreiz sollte die Menschen beim Betreten dieser Häuser befallen und tut es heute nicht: Dies gilt es zu korrigieren.

Die Architektur der Neuen Strenge erlaubt Beton, lackierten Stahl, Holz, Glas, Teppich, Keramik, Stoffe, 3 frei wählbare Flächenmaterialien. Die Architektur der Neuen Strenge wird ohne interpolierte Flächen und ohne maschinell optimierte Strukturelemente gezeichnet. Die Architektur der Neuen Strenge sucht das Sakrale in jedem Raum: Die Souveränität, die Hingabe an die Schwäche im Angesichts des Übermächtigen und Unfassbaren. Ihre Unheimlichkeit ist Freiheit.

Lebensräume sind Räume des Denkens. Sie müssen die Qualitäten Klang und Licht und Atemluft priorisieren und optisch beiseitetreten: In solchen Räumen ist eine freie Besinnung möglich. Die Kombination von Glühbirnen-Industrieambiente-Heimeligkeit und algorithmischer Organizität dagegen erzeugt einen von einer synthetischen fremden Natur überforderten, trypophoben Menschen, zur Beruhigung mit Zitaten einer handwerklichen Vergangenheit überschüttet: Am Rand der Panik, artisanal abgelenkt.

Link | 18. August 2019, 0 Uhr 15 | Kommentare (1)


Ein Kommentar


Das liest sich ungefaehr so, als waeren Sie dabei, Frank Lloyd Wright und/oder das Bauhaus neu zu erfinden. Wenn Sie noch etwas auf die Umgebung eingehen wuerden, denn Brutalismus kann ja wirklich uebel enden – Allerdings, wirklich, „ohne interpolierte Flaechen und ohne maschinell optimierte Strukturelemente“? Was soll denn das nun heissen – nicht durch den Computer wird ja das Design schlecht, sondern durch den, der die Moeglichkeiten nicht richtig nutzt. (Interpoliert hat man eifoermig auch vor computer schon mit so einem komischen Ding, das rechts am Schreibtisch haengt.)
Was mir zB in letzter Zeit bei den langen Meditationen ueber mein ideales und schwer fassbares Buecherregal ueber den Weg gelaufen ist:

https://www.form.bar/geschwungene-regale

Muss unbedingt aufgehalten werden. Allerdings: Kann ich weder an den Formen noch den (einzeln berechneten und gefraesten) Klangkacheln der Elbphilharmonie etwas falsches finden. Wenn da was hingehoert, dann das.

Aber generell, ja, es ist mal wieder die Zeit fuer einen aesthetischen Hausputz gekommen. ich habe mich ja die jetzte Zeit auch damit beschaeftigt, warum jetzt auf einmal die 70er wieder heraufbeschworen wurden, wenn auch irgendwie nur auf die Art von: Kauft euch ein Samtsofa!Ocker und Petrol! Aber tatsaechlich waere das Aufleben gar nicht so sinnentleert; tatsaechlich gings ja bei Design und Architektur damals auf einmal (und so richtig das erste Mal) um die Arme Erde, die schon so ein bisschen Hilfe gut gebrauchen koennte, und wie man harmonischer mit ihr lebt, statt sie nur einfach fuer die Samtsofaproduktion auszubeuten.

Ich habe mir mal vor ein paar Tagen dieses Buch bestellt:

https://www.goodreads.com/book/show/190560.Design_for_the_Real_World

Im uebrigen, das duerfte Sie auch freuen:

https://fuckyournoguchicoffeetable.tumblr.com/

Kommentar by e. | 0:57