Autos und Eisenbahnen und sowas, das lässt mich kalt. Bandmaschinen sind der wahre Jakob. Die Schwäche für Bandmaschinen habe ich mir in den paar Wochen beim Lokalradio geholt. Ich bin viel zu arm, um in Versuchung zu geraten, mir solche Dinger zu kaufen, einen Keller damit zu füllen und Samstags mit kleinen Pinselchen meine nutzlosen Lieblinge vom Staub zu befreien, und das ist vermutlich auch ganz in Ordnung so. Aber jedem, der nie ein Bandgerät angefasst hat, kann ich nur raten: Nachholen. Medien, als sie noch liebenswert und matt und schwer waren. Maschinen zum Liebhaben für die, die denken, daß Autos was für brutale Dörfler sind und Eisenbahnen was für Protokinderschänder. Bandmaschinen sind die zarten und intelligenten und für wunderbare Dinge geschaffenen Maschinen.
Meine Radiobeiträge habe ich auf einer für den Studioeinsatz horizontal montierten Studer PR 99 MK III geschnitten. Das Tolle ist: Wenn man Bänder schneidet, dann schneidet man sie. Man fährt ran an das „Ääääh“, markiert den Anfang vom Bastard, wabbelt ein bisschen mit den Tellern, bis man den letzten Zischer vom O-Ton-Stammler erwischt hat, und dann schneidet man das Band durch, knips, knaps, und flickt’s ohne das Äh wieder zusammen und schnipst das Äh in den Karton. So geht das. das muß man lernen und können. So will ich das. Bei diesem Digitalkram heute fühlen sich Bilder und Töne und Text und alles gleich an. Maus, Scrollbalken, markieren, STRG-X. Das macht doch keinen Spaß so.
Radio ist eine magische Sache, aber besonders magisch wird’s wenn man die frisch gesammelten Töne anfassen und durchschneiden und zusammenflicken kann, bevor man sie ins Land schickt und die Zeiger zappeln lässt und ein wenig den Regler stupst, damit sie nicht etwa ins Rote zappeln, die Zeiger. Das gehört sich nicht, da passt man auf, man muß das ordentlich machen.
Der amh hat vor einigen Monaten bei einem trunkenen Woandershinwalking eine Grundig Nürnberg Automatic am Straßenrand gefunden, funktionsfähig und mit Band. Kein teures Gerät, ein tragbares Consumer-Teil, nichts besonderes, nicht besonders charmant, keine Pegelanzeige, und auf dem Band hin- und herschrubben kann man auch nicht. Aber schon beim Einschalten krieg‘ ich so ein Grinsen nicht mehr weg. Es surrt sanft im Innern, es leuchtet matt blau vorne heraus, und schwer ist das Ding auch. Und auf dem Band sind Sachen aus den 70ern, these boots are made for walking! Und easy listening und Radio aus der Zeit vor meiner Geburt. Zum Teufel mit der Digitaltechnik und den Verbrechern und allem, was heute Medien heißt und blöd rumdödelt. Radio müsste man machen, mit zwei Studiobandmaschinen und ein paar Leuten, die wissen, was sie der Welt dafür schulden, daß man sie an die Regler lässt.