Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Ziellos und erstaunt wanke ich in diesem Zimmer herum, fasse Gegenstände an und wundere mich, wie vertraut sie sind, wo ich mich so fremd fühlte. Was ist das für ein Taumel, was für eine Dummheit, was für ein Starren in die Wolken? Die Stadt liegt verlassen, alle sind vor die Tore in die Sonne gezogen, und ich verstehe nicht, daß ich alleine bin und nicht: Warum. Warum der Taumel? Taumelt der Wolf, der in der Höhle wohnt, wenn man ihn alleine zurücklässt in seinem Loch? Und wenn ich taumle, bin ich noch der Höhlenwolf? Wenn ich nicht mehr der Höhlenwolf bin, wozu wurde ich da gekrempelt, was bin ich denn dann jetzt für einer, und wie gefährlich ist das denn (und für welchen von uns beiden?)?

Arbeiten. Ich werde arbeiten. Und lesen. Die Fäden zusammenhalten. Den Sommer ignorieren, der Trägheit erzeugen und gesunde Manie ersticken will. Finsteres Zeug hören und arbeiten und lesen. Das ist der Plan. Rund um die Uhr, soviel eben geht. Arbeiten und lesen. The Faint und Camera hören und dann, bei gesteigerter Manie, wieder Welle:Erdball. Erstmal Malaparte lesen, dann, bei gesteigerter Manie, wieder ab in die Staatsbibliothek, herausfinden, was genau es mit der smaragdenen Tafel auf sich hat. Oder mal die Kopien mit dem seltsamen Kanon des unheimlichen Polen ausgraben und nachrecherchieren. Aus dem Weg, Sonne. Abstieg in die Geschichte des zweiten Europa, eine Höhle für den zurückverwandelten Wolf.

Link | 15. August 2004, 18 Uhr 49 | Kommentare (4)


4 Comments


Ich freue mich im Sommer über jede Wolke, die die ganze Welt ein klein wenig realistischer aussehen lässt. Ich bin wahrlich kein Freund von Regen, aber diese übertriebene Sommerlichkeit allenthalben, dieses fanatische Lechzen nach jedem Fitzelchen Sonne, nach jedem einzelnen Grad macht mich krank. Und: Ich mag keine Sommermusik (so, wie ich auch keine Weihnachtsmusik mag). Aber wenn schon sommerlich und heiß, dann doch bitte „Fields Of Sunset“ und „Heldenplatz“ von K.C. – letzteres lässt sich auch prima mit Wappenbund-Getrommel kombinieren. Dabei lässt es sich durchaus gut arbeiten. Trotz der kurzen Röcke und der Sonnenbrillen. Schön ist übrigens auch das (eingestellte?) Nebenprojekt „Andromeda Complex“. Anspieltipp: La Chevelure.

Wenn ich wieder in Berlin wohnen sollte, werde ich eine Sache endlich umsetzen: Ein offenes Neofolktreffen, mitten im Sommer, mitten in Mitte. Oder vor dem Dom. Uniformen, Wein und Absynth, laute Musik aus zehntausend kleinen Boxen. Und um uns herum die starrenden Touristen und verzweifelten Antifas. Der kurze Sommer der Provokation sozusagen, denn irgendwas bleibt doch immer Sechzehn.

Kommentar by SUB | 22:26




Das ist schön, wie die Dinge hier zusammenfinden. Erinnern Sie sich, spalanzani, wie neulich schon ein mal vom Wappenbund die Rede war?
Hören Sie übrigens auch endlich mal Adult, wenn ich Sie schon mit Nachdruck darauf hinweise.

Da:
http://www.ersatzaudio.com/EZmp3/ADULTturnyourback.mp3
http://www.ersatzaudio.com/EZmp3/ADULTsuck.mp3

Und da noch mehr:
http://www.ersatzaudio.com/EZmp3/

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Machen Sie das Festival, SUB, dann komme ich nach Berlin. Obgleich nicht in Pfadfinderhosen.

Kommentar by poschljak | 23:38




Mir fällt gerade auf, dass wir den spalanzani ganz alleine lassen mit seinem Mittsommerkummer und stattdessen wieder nur über Musik reden.

Liegt bei mir daran, dass ich seit mindestens anderthalb Jahren selbst träge bin und taumle.

nanana.

Kommentar by poschljak | 1:39




Oh, sorgen Sie sich nicht. Es ist nur ein kleiner, eigentlich zuversichtlicher, fast ungestüm erwartungsvoller, höchstens etwas banger Kummer. Ich muß einfach Zeit überbrücken, die ich lieber verbracht hätte, und in solchen Fällen ist ja eine besondere Disziplin erforderlich, um nicht nur auf dem Rücken zu liegen und in die Wolken zu schaun.

Kommentar by spalanzani | 10:35