Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Paranoide Kommunikation ist minimal, weil sie Kommunikation an der äußersten Grenze zur Nichtkommunikation ist.

Technik des Raunens auf der Senderseite: Zeichen, die kaum zu deuten sind und nur für wenige Eingeweihte überhaupt kontextualisierbar; alle anderen müssen sich auf die Bewegung im Resonanzboden des kollektiven Unbewussten konzentrieren, auf die Geschichte des Sprechers und die Durchdringung der Zeichensphären der Sprecher im Umfeld und den Umfeld-Umfeldern. Themen und Etyms, die aufsteigen und sich verfestigen. Erbe, Spuren einer Sprache der Faszination.

Wahnhafte Deutung beim Empfänger: Ich bin immer gemeint, nichts entgeht mir. Die Gegenstände auf Fotos sind Andeutungen, die nur ich lesen kann und die für mich platziert wurden. Ein Nebensatz zwinkert mir zu, für die anderen ist er bloß rhythmische Notwendigkeit. Dies Wort da ist für mich — und das ist sehr wohl möglich, denn es ist bekannt, daß ich im Publikum bin. Weblogspezifisch sind heimliche Zurücknahmen und Überschreibungen: Die Fälschung der Vergangenheit, vielleicht nur als Korrektur im Sinne der Sprachästhetik oder als Zurücknahme von zu viel Was-es-auch-gewesen-sein-mag. Die wahnhafte Deutung sieht aber neben der Zurücknahme auch das Aufblitzen, die Möglichkeit einer bewussten Entschleierung, die nicht lang sichtbar bleiben durfte.

Und so ziehen Gespenster durch die Kanäle: Kommunikationen, die nie gesendet, aber gedeutet werden, und solche, die — traurige Magie des Broadcasting — sich in die reine nächtliche Leere versenden. Nichts aber kommt dem heißen Erschauern gleich beim Gedanken an die Möglichkeit einer Begegnung zweier solcher Gespenster, die sich, in einer fernen Krypta, bei der Hand nehmen und ein Stück Wegs gemeinsam huschen, schemenhaft weiterhin, aber mit hell brennenden Handflächen.

[Das ist die Wun-derwelt der Technik, faszinierend doch sonder-bar]

Link | 26. September 2007, 12 Uhr 56