Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Sie erscheinen in einer Stadt voller Menschen, deren Sprache Sie nicht verstehen; auf den Hügeln strahlen Kuppeln aus Glas über den Palästen; auf den Straßen zum Wasser drängen sich die Händler. In den Cafés unterhalten sich schwarz gekleidete Gestalten, in den großen Wohnungen sehen Sie abends die Silhouetten der Gäste sich bewegen — es wird nachgedacht in dieser Stadt, es werden Gedanken gedacht, die Sie nicht kennen.

Betrachten Sie Ihren historischen Ort. Machen Sie sich klar, was Sie können und wie lang Ihr Arm ist. Sie können ein Flugzeug besteigen, machen Sie sich das klar. Betrachten Sie Ihre Wohnung, bemerken Sie, wie unglaublich sauber und neu alles ist. Denken Sie an einen Tarkovskij-Film, justieren Sie also ihre Selbstverständlichkeiten. Bemerken Sie die Weißheit der Wände um Sie herum: Das ist die Stunde, in der Sie zu Hause sind.

(Ich fordere Sie nicht auf, Ihre Privilegiertheit wahrzunehmen oder Ihren Reichtum, sondern die Spezifität Ihrer Gegenwart — Teil einer Technozivilisation, eines sich totalisierenden Marktes am Vorabend gewaltiger Verwerfungen; höchstwahrscheinlich befreit von unmittelbarer materieller Not und körperlicher Arbeit –)

Es geht um Ihre Intelligenz, eine knappe Ressource. Um Sie herum sind aufgestellt die Apparate der Disziplinierung, Ihr Körper ist Mittel der Kommunikation von Belohnungen für die Anstrengungen Ihres Geistes. Sie sind belohnbar, das macht Sie wertvoll.

Diese Situation hat kein Außen, sie können nirgendwohin fliehen vor Ihrer Belohnbarkeit (Ihrer Abhängigkeit davon, daß es Ihnen gut gehe), Sie können nicht fliehen vor Ihrem Begehren und den Intensitäten, die Sie brauchen: Sie sind Mensch in genau den Umständen, in denen Sie sind (beachten Sie die Weißheit der Wände), Sie sind Teil der Struktur, die Sie funktionalisiert, die aus Ihrer Lebensgier besteht und aus der aller, die lebten.

Sehen Sie die Paläste auf den Hügeln und das Licht in den gläsernen Kuppeln, Sehen Sie die Türen zu den Räumen und Gängen, in denen aufregende Dinge gedacht werden, unflätige Jünglinge Dienstmädchen beschlafen in verborgenen Ecken, Allianzen justiert werden bei einem Glas Portwein, Staudämme geplant werden und Bomben, die sie vernichten sollen — und denken Sie sich all das transponiert in ein Bilderrepertoire der Gegenwart, das heute noch nichts auszulösen vermöchte in uns. Genießen Sie, was Ihnen bleibt, Ihre Freiheit zu entscheiden, wie Sie dienen, und ihre Aufregung.

Link | 11. Juli 2008, 20 Uhr 17 | Kommentare (1)


Ein Kommentar


Erweckungsmomente.

Kommentar by zak | 14:02