Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Man plante irgendeine überdrehte Traum-Albernheit, an der ich mich beteiligen wollte. Das Mädchen, natürlich, nicht, sie verschwand entnervt im Badezimmer. Schon nach einigen Minuten hatte ich selbst die Albernheit satt, drückte leise die Tür auf und fand sie in der Wanne vor im Halbdunkel. Unter leicht schaumigem Wasser war sie nur ahnbar, den Kopf hatte sie zurückgelegt, die Augen geschlossen. „Darf ich?“ frage ich, und ohne die Augen zu öffnen nickte sie Zustimmung. Ich kniete mich neben sie ins Wasser und schaute ihr ein wenig beim Atmen zu, legte mich dann daneben und meinen Arm drumherum. Mein rechtes Bein an ihrem linken, dann fädelte ich es unten durch. Ich drehte mich ein wenig, sie drehte sich ein wenig, umarmt lehnte sie sich an, mein Kinn auf ihrer Schulter und nasses Haar zwischen zwei Wangen. Wir mussten beide lachen, weil fremder Herzschlag sich so seltsam anfühlt, glaube ich. Lang lagen wir danach regungslos da und nichts sichtbares geschah mehr. Mit einer entsprechenden Brille aber, dachte ich, hätte man vielleicht den gemächlich strömenden Austausch von Sicherheit sehen können.
Als ich aufwachte, unterdrückte ich ein schlafraues „Mein Gott“ und suchte eine Weile den Dämmerzustand zu halten, der die Erinnerung retten würde. Irre Momente der Gnade, in denen man solchen Kitsch träumt und die Situation dabei sogar in destillierter Form geschenkt bekommt, ohne zu enge Wannenwände, Unbequemlichkeiten, kaltwerdendes Wasser, menschliche Schranken und diese Stimme, die höhnisch fragt, welchen Film man gerade kopiert. (Man hat ja auch gar keine Sprache für so etwas, der Boden über dem Bastei-Lübbe-Sumpf ist wirklich denkbar dünn.)

Link | 3. Juni 2004, 15 Uhr 49