Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Diese kalten, klaren Sommermorgen, als die Liebe ein monolithischer Kristall war; ein Kern für die Tage, die selbst sich dann zusammensetzten aus dem charakteristischen Geruch alter Lateinbücher, der Trägheit einer sinnlosen Erdkundestunde mit zittrigem Eulen-Lehrfilm, Überforderung beim Kopfrechnen und der wohligen Sicherheit von Deutsch in der sechsten: Wie sich das alles anlagerte um diesen undurchdringlichen Kristall, wie es tagelang um ein heiliges Geodreieck gehen konnte, das sie sich für eine Mathearbeit ausgeliehen hatte, die Frau ohne Körper, ein abstraktes Wesen nicht in, sondern aus Jeans.

Es wird ja nicht wesentlich anders, wenn man älter wird, man kennt Körper, vor allem aber sind Helligkeit und kristalline Qualität dahin, statt gleißender Kristalle dienen jetzt düstere Obelisken den Tagen als Kern, eng beschrieben mit komplexen Erzählungen in kaum beherrschten Sprachen: Jetzt geht es um Verrat, um die Ausforschung und Entzifferung der noch verbleibenden Möglichkeiten, der schuldhaften Weiterverstrickung in den Verrat zu entkommen.

[Interessant ist auch, wie unabhängig das alles etwa davon ist, was man sich persönlich wünscht oder zu seinem Glücke vielleicht braucht: Daß es im Leben überhaupt nicht darum gehen würde, bestimmte Dinge zu erreichen, das hat mich überrascht. Wer hätte schon damit gerechnet, daß alles so einfach sein würde — die wirkliche Schwierigkeit aber darin besteht, es so zu machen, daß man sich noch erträgt?]

Link | 12. Dezember 2006, 4 Uhr 24 | Kommentare (1)


Ein Kommentar


Ich muss ihren blog im Original-Layout lesen, das google-Reader-Layout zerstört den sinnlichen Eindruck.

Kommentar by froschfilm | 10:16