Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Das sind keine Rätsel, das sind keine metaphysischen Tatsachen, der Morgen ist, gleich wie verrottet die Nacht gewesen sein mag, klar wie ein Kinnhaken: Draußen stehen die schweigsamen Schornsteine auf den Dächern und strecken ihre Stahlgeländer in den Himmel, damit die Schornsteinfeger, die einmal im Jahr kommen, sich festhalten können: Und da endet die Fürsorge der Schornsteine. Mehr haben wir nicht zu erwarten von der Stadt.

Ein Teil von mir (und es ist nicht der Katholik) glaubt an den Großen Frieden: Eine Stadt, der wir nicht gleichgültig sind, Häuser, die nicht grausam sind, die unsere Tage bewahren und uns zurückkehren lassen, Bushaltestellen, an denen jederzeit wieder dieser Bus halten kann, dieser aufregende, eine, andere Bus. Der Große Friede existiert; im Großen Frieden ergeben alle Geschichten Sinn, weil sie logisch zur rechten Zeit aufhören, wir aber jederzeit in sie zurückkehren können.

Wahrnehmen lernen. Man muß Wahrnehmen lernen, durch die Momente hindurchsehen, eine andere Chance gibt es nicht, ich wiederhole es, bis Ihr’s glaubt und mitkommen könnt.

[Mit anderen Worten, wir müssen über Literatur reden]

Link | 28. Februar 2010, 15 Uhr 44


Soviel dazu. Interessant: Ground zero.

Link | 28. Februar 2010, 0 Uhr 05


So, Ihr Opfer.

Der Eispanzer ist verschwunden, und wie jedes Jahr ist die Überraschung nicht, daß er verschwunden ist, sondern daß er so klaglos verschwunden ist: Eispanzer sollten bersten und klingenscharfe Splitter in die Hauswände treiben. Statt dessen verschwinden sie beiläufig im Lauf einer Woche. Auch die freigeschmolzene Jahreszahl scheint unwahrscheinlich, so wie die Tatsache, daß wir (mit Weblogs und Leben) tief hineingerutscht sind in den Lull der Jahre. Daß die Zeit schnell verginge, ich wiederhole das, bis Ihr’s glaubt, ist eine dumme Konvention und nicht wahr: Daß sie so beiläufig vergeht, ist unerträglich, daß sie sich nicht schert um die Verluste, die sie festschreibt, ohne Drama. Ein silberner Colt auf dem Fenstersims eines sonnenhellen Zimmers, blass-farbiger Stuck und die Schatten der geschwungenen Eisenstäbe des Balkongeländers, gestreckt über den Fußboden. Eine Düne und Kiefern. Die unbewegliche Reihe der Platanen, die bewegliche Reihe farbiger Schirme darunter. Das Knacken einer Dose Cola, im August am verlassen brütenden S-Bahnhof Bornholmer Straße. Morgendämmer & schweigsame Sessel und lauwarme Reste von Tee.

Link | 27. Februar 2010, 11 Uhr 42 | Kommentare (2)


Zärtlichkeit mit Gewässern: Stöbber-Erpe.

Link | 25. Februar 2010, 0 Uhr 05 | Kommentare (1)


Regel 3: Wir organisieren uns. Wir akzeptieren Führung oder üben sie aus. Wir sumpfen nicht rum. Das alles ist uns suspekt, aber es kommt uns alternativlos vor. Wir mieten Theater und rücken Stühle. Wir tragen vor. Wir sind anstrengend. Wir gehen nicht auseinander, bevor wir nicht erschöpft sind oder eins von zwei möglichen Ergebnissen erreicht haben: Es geht nicht, so geht es nicht, oder: Hier ist es, Welt, stell dich dazu.

[Foyerkreis]

Link | 19. Februar 2010, 0 Uhr 45


Regel 2: Wir sind nicht bescheiden. Wir treten ans Mikrofon, bevor wir wissen, was wir sagen werden. Wir stehen nicht im Hintergrund und denken uns unseren Teil. Es gibt keinen Grund, warum die anderen sprechen sollten, wir haben schon gehört, was sie sagen werden. Die anderen: Die sehnsuchtslos ihre Rolle füllen.

[Foyerkreis]

Link | 16. Februar 2010, 0 Uhr 02 | Kommentare (2)


Oh! Dieses Feuilleton! sagte das Feuilleton beim Gedanken an den mexikanischen Schwanzlurch, führte den Handrücken zur Stirn und wollte in Ohnmacht fallen. Aber aber! sagte ich zum Feuilleton und betastete meine Taschen nach einem Riechsalz. Niemand hat es bemerkt, es war ja nicht einmal ein Torwart diesmal.

Link | 15. Februar 2010, 9 Uhr 37 | Kommentare (1)


Regel 1: Wir nennen langweilig, was langweilig ist. Wir bemühen uns nicht, unseren Standard zu senken, um nicht hochnäsig zu wirken und demokratisch zu sein. Wir haben nicht einfach mal Spaß und denken nicht so viel. Wenn etwas langweilig ist, nennen wir es langweilig.

[Foyerkreis]

Link | 15. Februar 2010, 2 Uhr 30


An die Elmsfeuer um die erhobenen Gabeln der Gäste konnte er sich gewöhnen. Schwieriger waren, eine Zeit lang, als sie Mode waren, die Leuchtstoffröhren: Keinen Raum im Dunkeln betreten zu können, immer begleitet zu sein von diesem Neonlichtgeschummer, das war hart.

Link | 8. Februar 2010, 1 Uhr 34


Sinnerman in einer Version von Nina & Frederik.

Nina ist in diesem Fall: Baroness Nina van Pallandt, Geliebte von Clifford Irving. Clifford Irving hat die Biographie des vermutlich erstklassigen Fälschers El Mir geschrieben. Der Komplex Elmyr de Hory/Clifford Irving/Orson Welles ist zu zwielichtig für eine schnelle Beleuchtung. Jahre später jedenfalls (Mitte der 70er, etwa die Zeit, in der F For Fake gedreht wurde) gab Clifford Irving zu, selbst Interviews mit Howard Hughes gefälscht zu haben und ging dafür ins Gefängnis.

Was mich interessieren würde: Ob Gaddis Elmyr de Hory kannte, als er Wyatt Gwyon erfand. Die Recognitions sind 1955 erschienen — da war El Mir schon zehn Jahre aktiv, seit 47 war er in Amerika. Es könnte hinkommen.

Die Wikipedia behauptet übrigens, Peter Sarstedt habe Nina van Pallandt im Kopf gehabt, als er Where do you go to my lovely schrieb.

Link | 7. Februar 2010, 1 Uhr 01


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