Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Die Landschaft ist absolut flach und grasbestanden. In schnellen Wechseln wird es heller und dunkler, die Sonne ist kurz zu sehen, verschwindet für Sekunden, blitzt auf, reißt ab. In der linken Hälfte des Bildes, fast im Vordergrund, eine Weide, die die Schultern hebt, wenn das Licht zusammenfällt. In der rechten Bildhälfte, im Hintergrund, zwei flache Gebäude mit zerbrochenen Scheiben und ein Schornstein. Auf dem gezackten Dacht der einen Halle ein Kran, ohne Kabel. Die beiden Gebäude und der Schornstein sind die einzigen unbeweglichen Elemente des Bildes, feste Formen im Aufruhr. Nur der Schornstein, einige Dachzacken und natürlich die Weide überragen den Horizont.

Link | 27. Juli 2010, 21 Uhr 51


zerfallende Seidenvorhänge (rot und gold)
salziger Parmesan
Teakholz
untuk dewasa

[I had this dream last night / that I / could turn the sun]

Link | 19. Juli 2010, 23 Uhr 18


Die Selbstverschlingung der symbolischen Oberfläche: Eine Kontinuität der Kühle und Trockenheit eines Herbsttages auf eine Innenseite aus verschwitzter Seide, übergangslos und identisch. (Die symbolische Textur wird von denselben Zeichen gebildet, aber es gibt auf ihr Orte, an denen man ihre verschwörerische Rückseite sieht.)

Link | 10. Juli 2010, 14 Uhr 43


Das ist ein Stein, der dort seit zwei Jahrtausenden liegt, aber von Menschen hingelegt wurde, und auf dem jetzt die Hitze liegt, durch die wir uns bewegen können. Etwas summt in der Luft, unter der gleißenden Kuppel. Einzelne Schritte und Wendungen knirschen im Staub, das sind Bewegungen von Schatten zu Schatten. Sommerstumpf sehe ich nicht, was ich später auf den Photos erkennen werde: Wie kleine Windstöße etwas Unruhe bringen, die Eleganz der Verhältnisse zwischen zwei Säulen. Die Bucht im Hintergrund, die Boote: So leben Menschen, das geht, es ist eine Möglichkeit, man könnte tauschen mit ihnen, wenn man tauschen könnte.

Die Wahrheit auch der Ruinensituation ist eine Entscheidung und setzt das Herauslösen der Situation aus dem Durcheinander voraus, aus dem Durcheinander der Steine und aus dem Durcheinander der Lebenszeit. Der Wille zur Situation ist ihre Bedingung, und die Zahl der Situationen ist die Zahl der Willensakte: Wie oft bringe ich es fertig, Situationen herauszulösen aus dem Strom der Dinge, die einfach so sind weil sie so sind und immer so vor sich hin sind? Die Bedingung dieser Willensakte ist unklar, eine Kraft, die sich selbst speist, aber auch launenhaft monatelang erlischt. Sicher scheint, daß sie auf Konzentration angewiesen ist, zusammenhängende Zeit braucht, Erzählbögen, ungestörte Aufmerksamkeit.

Der Wald, der kühler ist, und in dem die Straße so gerade nach Osten verläuft, daß der zappelnde Fahrradschatten sich lang vor mir hinstreckt. Nur ab und zu, wo die Radwegplaner etwas gegen die Langeweile unternehmen wollten und der Weg einen Schlenker von der Straße weg macht, verschwindet der Schatten in den Kiefern. Diesmal bin ich allein, abgesehen von den gelegentlichen, meist brutal gefahrenen Dorfgefährten auf der Landstraße. Bis zum Bahnübergang fahre ich, denke ich. Auf meiner Karte enden die Gleise ein paar hundert Meter links von mir, mitten im Wald.

Link | 10. Juli 2010, 11 Uhr 47


Der Rückzug: Verzicht auf die Welt, die Hinwendung zu den Büchern, die immer eine Hinwendung auch zu den Menschen ist — zu einzelnen, konkreten Menschen, zur Intensität eines fremden Geistes, im Gegensatz zur flachen Masse der Bekanntschaften — ist eine antiquierte Idee: Diese verregneten, fruchtlosen Nachmittage, die die seltenen hellen Momente verpacken, erscheinen uns kaum noch realistisch und ein wenig lächerlich und wie eine Anmaßung. Trotzdem lauert die Neigung dazu noch in uns, das Bedürfnis nach Wohnungen, die nicht dauernd erneuert werden, nach muffigem Papier, Teetassen, Brotresten, gedämpftem Glockengeläut und farblosem Licht und schweigsamer Zeit zu zweit. Irre ich mich, oder ist die Selbstverständlichkeit, daß jemand diesen Job machen muß, tatsächlich dahin?

Link | 4. Juli 2010, 14 Uhr 26 | Kommentare (5)