Vigilien

is there any any? nowhere known some?

In diesem Blaxploitation-Vampirfilm von 1973 steht zweimal, erst auf einer Gartenparty bei 27:34 und dann bei der Hochzeit von Ganja und Hess, 1:09:06, ein schlacksiger, ziemlich distinguiert aussehender und offenbar für Parties zuständiger Schriftsteller im Bild.

Link | 31. Mai 2013, 22 Uhr 59


Mairegentagsfarben: Frisches Platanenlaub, die Büsche, ungeschnittenen Gräser, naß. Die Straßenbahn besonders gelb, der Asphalt schwarz. Pfingsten, ich bin nicht in Leipzig. Die Straßenbahn fährt Unbekannte von A nach B, immer dieselben Unbekannten Mitte zwanzig, seit Jahren. Woran erinnert man sich, wenn man sich an Einsamkeit erinnert? Den Stolz, niemanden zu brauchen? Oder die Erleichterung, als man bemerkte, daß das immer ein Irrtum gewesen war? Die unvorhergesehene Zuneigung für alles Menschliche, die Streits an verregneten Samstagnachmittagen; eine Art, den Rucksack aufzusetzen; wo die Socken liegen; das Schweigen in Parks, die etwas zu kühl sind für den Spaziergang?

Ich höre, wie jedes Jahr irgendwann im Mai, Tiamat, Wildhoney natürlich, die Regengeräusche, die singenden Stahlgitarren, die ich nirgendwo sonst ertrage und die aus dieser einzigen Platte ihr Freudebudget bestreiten, und draußen synchronisiert sich der Wind. Wasserkaskaden fallen, unhörbar rollen die Wogen an, steigen die Warschauer Straße entlang, und die Platanen wedeln in ihrem Strom wie Wasserpest, und die silbernen Fahrzeuge schwimmen zwischen ihren Zweigen wie Forellen in der Zwiefalter Aach, lautlos vor dem Rechen.

Ich wende mich ab, lächelnd, und denke: Du bist nichts mehr gewohnt, Alter.

[Dann das Verlangen, Auto zu fahren, etwas zu schnell über die Landstraßen, Metal hören und Landstraßen fahren, Sonne auf den Unterarmen und das ganze instinktive trueness-Ding der Jungs vom Land kurz selbst wiederfinden, oder eben jetzt im Regen mit leicht beschlagenen Scheiben; anhalten an der Donau und ein Stück Holz verfolgen, wie es im Strom bleibt, die Römer, die Wälder, die Burgen, die Armut, der Wurstsalat. Ich glaube, ich bin reif für ein Auto, Berlin hin oder her, eins, das ich nie benutze außer um herumzufahren am Samstagmittag.]

Link | 18. Mai 2013, 14 Uhr 48


Tatsächlich erwache ich aus der Zeit, immer wieder: Die Szenerie ändert sich und die Logik, eine besser beleumundete höhere Zeit faltet sich auf, banaler und zäher und farbloser, in der ich weniger vermag. Was ist geschehen, frage ich, erwachend, mich orientierend: ah, es sind die seltsamen gelben Tapeten des Schlafzimmers in der Warschauer Straße, gleich werde ich noch einmal aufwachen, in eine wirklichere Nachwarschauerzeit, in der die Erinnerung an die absurden gelben Wände von tüchtigen Neurotransmittern im Auftrag der Lebensfähigkeit gelöscht worden sein wird, bevor sie das Langzeitgedächtnis kontaminieren konnte.

Am Fußende des Zeitbetts saugt rotierend der VORTEX, der eine endlose Reihe von Telefonen und Computern verschluckt und restlos in sich hineintilgt, Interfaces, Betriebssysteme, Bildschirme, alte Versionen von Photoshop, nicht mehr lesbare CDs mit Twin Peaks-Folgen, eigenen Code, eine schockierende Einrichtung.

Ich sehe mich um und muß gar nichts beschwören — wenn nur die Aufwacherei nicht wäre: Sommerregen. Postrock. Einsames Aufschreiben. Schöne Frauen. Echter Style und Spiegel und Photographie. Parks. Müde Eisenbahnfahrten. Weißwein und Nebel und eine Büroklammer am nachts niedergetretenen Saum. [#]

Link | 12. Mai 2013, 22 Uhr 35


not there but very there

über die Erde streichen
die nicht die Erde mehr ist
das Kraterfeld vielmehr
der letzten Schlacht
und schauen

die Sonne sinken sehen
Fetzenstrata von Wolken
sich verschieben ineinander
über Kupfergewässern und Tannen
und der Jet taucht

wie müssen wir hineingeschaut haben
in diese brüllende Pracht
als sie noch nicht zerbrechlich war
unser Übermut nicht in Diensten
und das Fliegen zwecklos

gut aussehen dabei
elegant und unberührt
graue Strähnen begrüßend
kräftiges Blau tragend
und immer weiter Bücher

fremd bleiben dabei
nie gemein sich machen
nie die Sache Ennoias zur eigenen machen
nie sich verbessern
und weiter schauen

[the easyjet diaries]

Link | 11. Mai 2013, 14 Uhr 27