Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Die Entwicklung von Bitcoin-Mininghardware folgt einer reinen Ökonomie der Eskalation, Bitcoinminer sind kristallisierte Zukunft: Ein 600-Gigahash-Miner kostet derzeit etwas über 5000 USD, wird, bei absehbarer Entwicklung der Wahrscheinlichkeit, auf Coins zu stoßen, etwa drei oder vier Monate rational zu betreiben sein und in dieser Zeit, bei günstiger Wechselkursentwicklung, seine Anschaffungskosten plus ein paar Prozent Rendite erwirtschaften. Danach übersteigen die Energiekosten die Erträge, und der Miner verwandelt sich in eine verrückte Heizung, zum Verkauf bei ebay an Dummköpfe empfohlen. Zu bemerken ist allerdings, daß besagter Miner noch gar nicht in Silikon existiert, sondern nur projektiert ist für eine Punktlandung im Januar — jetzt aber, um existieren zu können, schon bezahlt werden muß in Dollars. (Eine Anleihe auf ein Schiff voller Tulpenzwiebeln, das den Hafen noch gar nicht verlassen und ein paar gefährliche Seen noch vor sich hat, selbstverständlich, aber wir haben keinen Grund, den Tulpenhandel von oben herab als widernatürlich zu behandeln. No hay banda. And yet we hear a band. If we want to hear a clarinette… listen. They’re called Moore & the Fizz.)

Bitcoin saugt, aus der Zukunft, Dollars und Energie in sich auf. Vom Kamm der difficulty-Welle überholte Miningdevices sind phantastische Gegenstände: Anders als überholte Waffen, die protoypischen technischen Artefakte eskalativer Ökonomie, die keinen Krieg mehr gewinnen, aber einen Gegner noch töten können, können die traurigen nagelneuen 300-Megahash-Sticks mit ihren kleinen optimistischen Bitcoinlogos gar nichts mehr — sie werfen nichts mehr ab außer Wärme (und sehr schlechten Lotterietickets, wenn man sie ungepoolt betreibt).

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Das Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint: Kunst ist handelbar, weil ein gutes Bild als gutes Bild erkannt wird. Ein Kunde betritt den Laden des Kunsthändlers Gersaint und interessiert sich für ein Bild (er weiß nichts über Watteau oder den Kunstmarkt); der Kunsthändler nennt einen Preis, der Kunde gibt vor, das Interesse zu verlieren, der Kunsthändler senkt seinen Preis vielleicht, irgendwann werden sie sich einig: Das Bild hat einen Wert, der Kunde will es betrachten; möglicherweise will er, daß seine Gäste es betrachten können und ihm Respekt zollen für seinen Geschmack. Der Kunsthändler verschleudert das Bild nicht, weil er weiß, daß andere Kunden kämen, die das Bild betrachten wollen; der Kunde weiß, daß seine Gäste es sehen wollen werden. Etwas ist im Bild, das seinen Wert über einen momentanen Wahn des Kunden hinaushebt, es erbt Eigenschaften seines Schöpfers und der Gegenwart, die es zu einem guten Bild machen, weil es ein Vehikel für den Transport dieser Eigenschaften in die Zeit hinein ist.

(Das Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint wird als Ladenschild montiert und sofort wieder abmontiert, dann gerahmt, schließlich von Friedrich dem Großen für 8000 Livres erworben und ins Schloß Charlottenburg verbracht.)

Link | 28. November 2013, 11 Uhr 28 | Kommentare (1)