Vigilien

is there any any? nowhere known some?

I – Your shipment of fail

Man erkennt die Umrisse der Flugzeuge nicht
deren Schatten über die Hügel huschen
wo man, Fenchel köpfend, vorwärtsstürmt:
nur ein Flackern von Dunkelheit.

Ein alter Mann erzählt einem alten Mann
eine sentimentale Geschichte:
Die Feder der letzten Spieluhr bricht
Und die Leute so: #fail #epic #fail

Wie beiläufig reißen die Vögel Batzen
roten Fleisches aus unseren Leibern:
So bemerken wir den Zerfall
in den Gesichtern unsrer Idole.

Er arbeitet im subkutanen Dröhnen des Nachmittags,
der vom schwarzen Pilzgeflecht über der Kante träumt,
hinter den schweigsam schwankenden Backsteinschloten.

Und meine Unruhe ist der Tatendurst des Nachtwächters,
und ein Sandsturm, der den Quai von Siracusa bezischt.

II – Märkisches Treiben

Oh, Tage in Berlin, mit einem blauen Auge und dünnen Schals
Tage in Berlin, mit der Oktobersonne in den Kranweben
Büchersonntage mit den Auslagen der Antiquare
Tage in Berlin in fiebrigen Bibliotheken
Tage der Dunkelheit und Neon über nüchternen Portalen
Tage nassen Backsteins, Rattengeruch und kühler Zugriff von Zement
Tage verlassener Kirchen mit Metal-Kellern
Tage der Sprühnebel und Kla-klacks nach Vinetastraße
Kartoffeltage, Colatage, Leertage, Tage des imperialen Marschs
in Unterhosen
Tage nervös rauchender Polen auf würzigen Sofas
Tage in Berlin mit Oboenton über dem Gezischel nasser Fahrbahn
Kalte Tage in Erwartung,
Brüllender Verkehr und Luft kälter als die Sonne auf der Haut
Tage der Kastanien.

Und ach, Auswärtsnächte in den Bunkern der Wissenschaft
Nächte der Mäuseschneider und Kebapfürsten
Nächte fremder Zahnpasta und haariger Linole-en
Bars in Städten, in denen nichts ist und nichts wird,
nur die Aussenbezirke stolze Namen tragen,
stolze Namen von Einst-Orten, Heu und ein Schmied oder ein Brunnen
Die trostlosen Friseure, ihre Markisen und Schaufenster mit blauen Perücken
Nächte der Bushaltestellen und klammen Koffer
Trockeneisnächte sehnsuchtskranker Punks,
Schniefnächte im Senfgeruch,
Nächte in Küchen nur so
und ach
die Brahms- und Zimt- und Ingwernacht der unerreichbaren Mühle.

III – Tropfen / Blech

Denkbar ist darum ein Abend,
wenn man nach Norden blickt, die kalte Linie des Horizonts,
wenn man nach Osten blickt, kalte Linie des Horizonts, Zacken, Wipfel,
wenn man nach Süden blickt (gebückt wegen des Bogens) die kalte Linie,
wenn man nach Westen blickt, der Horizont, und Kupfer.
In die Kühle des Abends kommt zwischen die Steine Wind,
der mein stumpfes Hemd an der Haut wärmt
und nach Nacht riecht,
Gras und Nacht, Zeit zu warten.

Link | 12. Januar 2010, 22 Uhr 46 | Kommentare (9)


9 Comments


Das kommt davon, wenn man Nabokov und Dath gleichzeitig liest. Betrachten Sie das als Kompliment.

Kommentar by zak | 11:20




(lacht) Ausgerechnet Dath?

Kommentar by spalanzani | 12:12




Ja, doch. Sehr dath-ta-esk sogar, das. Stellenweise.

Kommentar by zak | 14:39




Äh, dath-a-esk, natürlich.

Kommentar by zak | 14:40




Dada-dah, dada-dah! Na gut, wenn ihr keinen Humor habt, dann lass ich die Witze halt.

Kommentar by froschfilm | 15:03




Hm: Sie müssen wissen, zak, Sie müssen wissen.
(Fühlt sich so tot)

Kommentar by spalanzani | 20:09




Herr Spalanzani, ich weiß doch gar nichts, nein, ich vermute immer nur.

Monsieur Froschfilm: Dath Vader, oder was?

Kommentar by zak | 20:18




Bestimmt wegen der Vögel. Sie alter Literaturwissenschaftler Sie.

Kommentar by spalanzani | 21:56




Fiebrige Bibliotheken ist gut!

Kommentar by Sibylle Blaumann | 9:16