Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Furcht und Mutlosigkeit und billiger Pessimismus ohne Konsequenzen: Nicht mehr als ein lustvoller Café-Fatalismus für solche, die sich darauf freuen, es in zwanzig Jahren schon immer gewusst zu haben, ohne sich vorstellen zu können, daß ihr Versicherungsgeschwätz, wenn einträte, wovor sie sich fürchten, keinerlei Rolle mehr spielen würde. Die Klimakatastrophe bedroht hierzulande vor allem die Geschichtsvergessenheit des Milchschaummittelstandes, die Illusion vom Recht auf Stabilität, dem sich sogar das Wetter fügen soll.

[Wenn einer jetzt ein Haus aus Beton baut und Öl bunkert: Respekt. Aber dieses rechthaberische Gebitche und der tägliche Bush-Zweiminutenhaß all der fröhlichen Fertighaus-Automobilisten und ihrer rastalockigen Kinder, ich kann meine Mitmenschen einfach nicht ernst nehmen.]

Link | 10. Juni 2007, 12 Uhr 05 | Kommentare (4)


4 Comments


Word. Und dass die Verbesserung der Lebensbedingungen in Afrika (die armen Kinder!) hierzulande mit der Erhöhung des Preises einer „Latte“ auf ca. 10 € einhergehen müsste, wollen auch die wenigsten wahrhaben. So weit muss es mit der Menschlichkeit nun auch nicht gehen. 2,6 Autos pro Haushalt, aber über eine Milliarde Chinesen soll schön weiter Fahrrad fahren, weil sonst die Erde schmilzt? Globale Gerechtigkeit bedeutet aber in D-Land nunmal zurückstecken. Und ja, in letzter Konsequenz heißt das eben Muckefuck und Tabak aus der Pfalz.

Kommentar by m. | 11:27




Dieses kurze Erschrecken, daß all das Gezocke und Optimieren einem vielleicht doch noch „auf die Füße fallen“ könnte, daß diese aus dem Hut gezauberten Gewinne doch irgendwo auf der Welt Folgen haben könnten, die, oh!, sogar „bei uns“ zu spüren wären – es wird vergehen. Und dann heiter weiter mit dem nächsten frischen 280PS- Kraftfahrzeug.

Kommentar by Typ.o | 12:57




Meine Herren, so beherrschen Sie doch Ihren Pessimismus!

Etwas mehr Vertrauen in die funktionale Rücksichtslosigkeit der Optimierung und die Unerbittlichkeit des Marktes! 280PS-Kraftfahrzeuge werden bald sehr teuer zu fahren sein. Kein Afrikaner pisst Öl, gleich wie man ihn quält. Man muß das Kapital nicht mögen, auf seine Rationalität kann man sich aber verlassen. Energie wird teuer, die Optimierung wird sich kümmern müssen um Effizienz. Verzicht dagegen wird es nicht geben, und zu Recht. Verzicht löst keine Probleme, Verzicht macht nur die handlungsunfähig, die noch handeln können — nein, das ist die Geschichte hier, the only way out is through.

Es wird vielleicht — vielleicht — härter werden in Europa, aber nicht unbedingt schlechter: Ich glaube definitiv nicht an die sinnstiftenden Qualitäten von 280PS-Fahrzeugen und Milchkaffee. Die Bedrohtheit dieser Errungenschaften bedroht mich nicht.

Persönlich bin ich viel lieber von Leuten umgeben, die ihre Privilegien kennen, weil es Kraft gekostet hat, sie zu erreichen oder zu erhalten, als von Wohlständlern, die die Bedrohtheit ihrer Privilegien, die sie — historisch wahnwitzigerweise — für ihr selbstverständliches Recht erachten, nur mit lustlosem Defätismus beantworten, weil es immer noch welche gibt, die noch mehr haben und die deswegen sicher alles kontrollieren und Schuld haben an allem.

Und man kann sehr ernsthaft fragen, wer die Schwachen eher respektieren würde als Gleiche, die nur eben Hilfe brauchen: Wir, die wir Afrika benutzen als Proxy für unseren Groll auf die, die noch privilegierter sind als wir (den bösen Ackermann), oder solche, die wissen, wie schwer es auf diesem Planeten eigentlich ist, in Würde zu leben. Könnte sein, daß wir in eine kräftigere und mildere Zukunft blicken als die verzagte und gerade deswegen ressentimentgeladene Gegenwart vermuten lässt.

Kommentar by spalanzani | 13:55




Kräftig und mild. Die Zukunft ist ein französischer Supermarktkäse, verdammich.

Kommentar by spalanzani | 14:19