Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Stelle fest, daß ich vielleicht doch Angst vor dem Älterwerden habe. Dem der anderen.

Nachtrag:

„Ich wurde immer ungeduldiger auf dem Weg ins Niemandsland, weil ich es eilig hatte mit dem Wind, den Krähen, dem Nebel im Herbst und dem verstaubten Unkraut im Sommer allein zu sein. Eines Tages, als ich wieder dort ankam, wurde ich aber von einem Sicherheitsmann zurückgepfiffen. Das Gelände sei gesperrt. Tatsächlich, sie hatten einen Zaun gezogen. Wieder einmal fühlte ich mich von meiner Stadt betrogen, die mir meine Liebe nicht dankte. Mühsam hielt der Mann seinen Hund zurück.“ (Jochen Schmidt, Müller haut uns raus.)

Als ich zuletzt dort war, gab es einen Streichelzoo. Sie haben zwischen den Gleisen Rasen gesät und kleine runde Bäume gepflanzt. Die Kletterwand für fitte Freizeitleute gibt es schon seit Jahren. Es ist 96% süddeutsches Kurbad nach der Gesundheitsreform und 4% Aldi-Parkplatz, jetzt, dort.

Die minutiöse Durchhübschung des Stadtraumes, die ich aus dem Süden kenne, in einer noch verzweifelteren Form: Derselbe Horror vor dem Kontroll- und Wohlstandsverlust, für den jede nicht gleichmäßig hellgelbe Fassade stehen könnte, dieselben sinnfreien Dreiecke, die Modernität codieren und bei jedem Blick „Wir sind Exportweltmeister“ raunen, inspirationslos offiziöse Gartengeschenke, aber hineingesetzt zwischen den Wedding und das Gleimvierteil und umgeben von Straßen, wo auf den Seitenstreifen noch immer schwere, rußschwarze Kornhalme die Burger-King-Becher umrauschen.

[Jochen Schmidt aber! Wiederlesen!]

Link | 4. Januar 2006, 19 Uhr 35