Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Ich ziehe die Vorhänge zu gegen den Rest von Licht, der, über den Hof und die Freifläche, vom Gartenhaus im Nachbarblock herüberscheinend, die Regale und Gegenstände im Zimmer konturiert. Gleich werde ich das Glas Wasser tauschen, eine neue Gewohnheit, entstanden in den neuen, regelmäßigen Tagen schweigsamer Arbeit. Meine Regale und die Bücher gewinnen in diesen Tagen eine nicht ganz geheure steinerne Solidität, die Uralten im Reigen der Objekte des täglichen Umgangs, von denen viele jetzt ganz ohne materielle Substrate auskommen und selbst die oft berührten materiellen in einen schnellen Fluß geraten sind.

Der Projektor desintegriert. Ein zweiter neuer Fehlerpixel ist aufgetaucht, am Tag nach dem ersten, Schwarz zerfällt neuerdings in eine zerklüftete Mondlandschaft. Ich begreife: Die Lebensdauer der Lampe hat nie eine Rolle gespielt, das Display schmilzt lange, bevor die Lampe die Grenzen ihrer Haltbarkeit erreicht. Die Angabe von Leistungsdaten auf Verpackungen basiert, natürlich, auf Konventionen der Vergleichbarkeit, die mit der Varianz der unter ihr durchziehenden Produkte nicht mithalten. Alles, was wir zuwege bringen werden, ist, wie immer, Empörung: Daß die Sachen ja am ersten Tag nach dem Ablauf der Garatagähngähn. Das ist unsere Funktion: Das Geschehen mit Empörung zu kommentieren.

Die Verlangsamung, mein Heraustreten aus den Funktionszusammenhängen provoziert natürlich solche Ereignisse: Der Fehlerpixel erscheint, um mich darauf hinzuweisen, daß Projektoren alle zwei Jahre ausgetauscht werden, mein Festhalten an der Idee der Anschaffung ist (auch ohne Empörung) sentimental: Ich besitze keinen Projektor, ich habe für zwei Jahre eine Funktion geborgt aus dem Umwälzsturm der Erneuerung, jetzt kehrt sie zurück in den Malstrom. Daß der Strom mein eigenes Beiseitetreten respektiert, konnte ich nicht erwarten.

Link | 19. April 2012, 1 Uhr 12