Vigilien

is there any any? nowhere known some?

ich habe ein ganz wildes bad entdeckt, wannen- und dampf-, 1. klasse. riesenwanne. geblümtes ruhebett. grosse messinghähne, stufen wanne hinauf, stufen wanne hinunter. kein lausiger kleiner raum sondern richtig feudal. eingang mit rotem plüsch, treppen, quasten; alles leicht zerschlissen. ich liege in der wanne, steinwanne sehr groß. fin-de-siecle, oskar wilde, das römische imperium. ich liege bis zum hals im wasser und lese deinen wunderschönen brief vom kardinalroten höschen. jouez-vous le jeu? es gibt doppelräume, man darf angeblich. lieber charly, willst du mich begleiten? bitte cherie!

goldene adler und edelknaben in purpur werden dich empfangen! die sonne wird auf dich warten. cherie, je t’aime!

cherieL

wir sollten in einem grossen verdunkelten salon hausen. plüsch, stechpalmen. ein bisschen schmutzig. wir haben ein altes grammophon. und spielen oft tagelang das gleiche lied. wir gehen selten aus. wir trinken ein wenig. unsere kleider waren sehr schön und sehr teuer. wir kaufen keine neuen. wir lassen niemanden zu uns. manchmal gehen wir aus. am abend.und treffen freunde. wirkliche freunde! cherie !!

(Konrad Bayer an Ida Szygethy, 20.11.1956)

Link | 28. März 2020, 12 Uhr 49 | Kommentare (1)


Ein Kommentar


Nicht nur stumpfes Wirtschaftswunder!

Kommentar by Simon Deichsel | 20:02