Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Es ist ein Sommerabend, und die Menschen strömen ins Stadion am Wald, in bunten Kleidern und weißen Hemden. Es riecht nach Zeder und Bratwurst und Autan, und die Schatten zittern lang über die schrundigen Geländer und moosigen Betontreppen. Die Mücken schwärmen und die Schwalben. Es wird ein warmer Abend sein. Über dem Stadion schwirrt ein vieltausendfaches Gespräch, das stiller wird, während die Sonne hinter die Wipfel sinkt und die Flutlichter durch die Insektenschwärme brechen. Die Insekten leuchten elektrisch. Im Stadion ist ein riesiger grauer Quader aufgebaut, glatt an den langen Seiten, mit sausenden Lüftungsgrills an den kurzen. Das Gespräch über dem Stadion wird leiser und leiser und verstummt schließlich ganz. Nur das Sausen der Lüftungen ist zu hören, das Summen der Insektenflügel, die Elektrizitätsversorgung der Flutlichter knistert. Über die gesamte Länge des Quaders ist eine stählerne Saite gespannt. Sie beginnt zu schwingen, sichtbar und hörbar, ein gewaltiger Bass und mehrere Obertöne, sichtbar und hörbar, sinken in die Insekten- und Stromkulisse und heben sie an zu einem Geräusch, wie es in diesem Stadion jeden Donnerstagabend erklingt, freilich nur im Sommer.

Link | 28. April 2022, 18 Uhr 15