Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Tarkovskijs Stalker endlich gesehen. Vom ersten Bild an keine Sekunde Zweifel. Große Kunst. Und der Ton vor allem, oh, wow. Was mir nicht passte, ganz und gar nicht passte, war, daß der Film so fürchterlich philosophisch wurde zum Ende hin. Das ist ärgerlich, weil die Zone Thema genug wäre. Da muß nicht die Geworfenheit des Menschen und die Problemsituation des eitlen Schriftstellers dran verhandelt werden, jedenfalls muß man es nicht im Text tun. Die bewußt gelegte Spur gar, daß in der Zone möglicherweise überhaupt nichts Übernatürliches passiert und nur die gequälten Seelchen der Protagonisten dort frei drehen, könnte einen schon fast auf die Palme bringen, wenn nicht die Stimmung so überwältigend wäre.

[Als ich mich hinterher abfällig über die überkandidelte Aufgeblasenheit der Probleme von Schriftsteller, Professor und Stalker äußerte, wurde meine Regung, vermutlich korrekt, als Arroganz einsortiert. Es stimmt. Ich bekenne mich schuldig. Ich bin länger keiner interessanten philosophischen Idee mehr begegnet. Die Zunft gibt sich ja Mühe, aber irgendwann sind die Räume dessen, was alles ganz anders sein könnte, eben vermessen. Gespräche über Sinn und Gott und solche Sachen sind doch bitte zu unterlassen, bis neues empirisches Material vorliegt. Und ja, auch die Sorge um den Ruhm des Schriftstellers 100 Jahre nach seinem Tode sollte man doch den Fünfzehnjährigen überlassen. Man kann auch ohne das volle Sinnkrisenprogramm ganz passabel unglücklich sein; und auch wer aus den sogenannten Großen Fragen die heiße Luft abgelassen hat, kann mit hellwacher Schwermut in die Welt blicken. Also im Fall von Stalker die Stimmung und einer menschenleeren Zone der reinen Angst ausloten, die für sich allein komplexer und interessanter ist, als die Probleme irgendwelcher Typ-Menschen mit ihrem lieben Selbst das eben sein können. Daß Bilder und Ton um Größenordnungen mächtiger waren als das Gequatsche (mit Ausnahme der Gedichte), schien mir offenbar zu sein. Die Zone hätte die Hauptrolle haben müssen.]

[Übrigens: Die Geschichte ist eben doch eine Maschine zur Destillation von Schönheit.]

Link | 1. September 2006, 2 Uhr 56 | Kommentare (1)


Ein Kommentar


Tarkovskij kann mich auch echt mal am Arsch lecken.

(Verzeihung, zuviel „Solaris“ gehabt, in letzter Zeit.)

Kommentar by zak | 10:25