Vigilien

is there any any? nowhere known some?

Ein zu lange sich hinziehendes Schweigen von Amazon nötigte mich heute, zu Fuß auf die Suche nach einem amerikanischen Exemplar von JR zu gehen. Bei Dussmann sagte man mir, Gaddis habe zwar ein Standing in dem was er sei, nur leider nicht, was die Verkaufszahlen angehe, deswegen halte man ihn nicht vor und in schnellstens 10 Tagen könne ein Schiff es über den Atlantik schaffen. Ich fragte nach einer deutschen Ausgabe — mir war, als hätte Goldmann eine gemacht — aber auch die war nicht zu haben. Knurr, sagte ich, und erkundigte mich nach Adressen englischer Buchhandlungen. Man nannte mir zwei, eine davon lag in der Nähe, war aber längst ein Ramschantiquariat geworden und wusste nichts von einem Amerikaner namens Gaddis.

Ich fuhr also nach Charlottenburg in der milden Oktoberluft, strahlend vor Buchjägerglück; so etwas rächt sich. Die englische Buchhandlung in der Goethestraße erwies sich als liebenswerte Wühlbude, der Händler schnaubte schon überfordert, als ich andeutete, auf einer konkreten Suche zu sein, und zeigte hilflos auf seine Regale, als ich verlangte, er möge doch nachsehen, ob er einen Gaddis habe. Von einem Autor dieses Namens hatte er nie gehört, ich buchstabierte ihm den großen Mann in sein ZLB und es produzierte tapfer die bei Rowohlt erschienene deutsche Letzte Instanz. Er bedankte sich sehr lieb für mein Kommen und dafür, daß ich an ihn gedacht hätte.

Zurück kam ich — die Gegend ist vollgestopft mit dunkel getäfelten Antiquariaten, die nicht zu betreten ich mir doch vorgenommen hatte — mit einer Glasarchitektur von Paul Scheerbart (Reihe Passagen, Rogner & Bernhard 1971), die in einer Charlottenburger Fensterauslage nunmal nichts verloren hat, wenn ich daran vorbeigehe.

Im Prenzlauer Berg in der Wörther schließlich gab es die Recognitions und Agapé Agape, immerhin, aber keinen JR. Gaddis ist wenig mehr als zehn Jahre tot und kaum noch zu bekommen. Zum Teufel mit Euch, Berliner und Expats, und Eurem Geschmack.

Link | 5. Oktober 2007, 16 Uhr 40 | Kommentare (5)


5 Comments


http://www.zvab.com

Hier eingeben, ist doch alles da!
Mit freundlichen Grüßen!

Kommentar by Sprachspielerin | 17:10




Na, bestellen ist einfach. Nur werd‘ ich, was immer ich bestelle, morgen nicht verschenken können. Das Amazon-Exemplar, auf das ich etwas zu blauäugig vertraut hatte, ist wohl noch irgendwo auf dem Atlantik im Moment.

Kommentar by spalanzani | 17:23




Ach so, Missverständnis, verzeihen Sie!

Kommentar by Sprachspielerin | 17:27




Ein Anruf bei Marga Schoeller, Knesebeckstr. 33?
Da, ach!, weiss man noch, wie man Kempowski Gaddis schreibt . . .

Tel.: 881 11 12

Kommentar by Hans Frei | 11:51




(lacht) — danke!

Ja, diese Nummer hatte ich gerade heute morgen schon gewählt.
Die kannten Gaddis wohl, hatten aber auch keinen mehr da.

Kommentar by spalanzani | 12:07