Oh wunderbare Welt hinter dem Ereignishorizont der Biederkeit: da stellt sich jemand auf die Bühne und referiert Schablonen des Andersseins — einen Rat zur gelegentlichen Atempause, zur Nichtbeteiligung am Lifestyle- und Erfolgskampf, zum nachsichtigen Urteil über die Mitmenschen, eine Immunität gegen Marketingversprechen, ein Plädoyer für die einfachen Dinge, kurz, die ganze erzreaktionäre Claudiarothblümchenscheiße — und erntet frenetischen Applaus für einen nachdenklichen Text. Ebenfalls eine Errungenschaft, dieses packaging des Systemzweifels, das Mit-Ausliefern einer Sprache des Ennui, abrufbar für den kurzen Grusel vor der eigenen von Vorabendfernsehen und Neon geformten Gedankenwelt; dieser monströse larmoyante Dissenskonsens.
3 Comments
Mein lieber Vuine,
diesmal kann ich Ihnen in Ihrer Meinungsfreude ganz folgen. Ein monströser Dissensdissenskonsens?
Postapokalyptische Grüße aus der Gegenwelt
„nicht ganz folgen“ – das wollte ich schreiben, aber mein Unterbewußtsein hat einen Verschreiber eingebaut. Interessant.
Anselm, zunächst: Ich höre, Sie machen ein Buch? Potzteufel, das wurde Zeit!
Daß die Welt schrecklich verdorben sei vom Marketing, musste ich mir anhören. Dies höchst originelle Meinung hört man nun einmal vor allem von den Menschen, die sich wünschen, all das wäre wahr, was da versprochen wird. Andernfalls wär’s der dauernden Rede einfach nicht wert.
Kommentar by spalanzani | 14:47