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zak
Befindlichkeiten


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2004.11.27 | 11:16 am | Nerd of Love PERMALINK  |  TRACKBACK
Nacht

Letzte Nacht, während Herr S. auf meinem Sofa von einer Zaubergitarre mit goldenen Saiten träumte, reiste ich im Schlaf nach Berlin, dich zu finden. Ich stellte mein Gepäck in einem kleinen Laden an den Gleisen ab, unterirdisch, und verlor mich in den Bögen und Treppenfluchten, auf den Lippen deinen Namen und im Herzen die Reue für alles, was geschah. Das Einsehen und die Verzweiflung. Stundenlang irrte ich umher, befragte jeden, den ich sah. Niemand konnte mir helfen. Erschöpft saß ich schließlich am Bahnsteig, nichts mehr war zu tun, ich hatte jeden Stein dieser Stadt umgedreht, an jede Türe geklopft und in jedes Fenster geschaut, war in jeden Fluss gesprungen und in jedes Gebüsch, doch ich konnte dich nicht finden. Niemand war da. Plötzlich standest du vor mir und sagtest, lass uns diesen Zug nehmen, zusammen, lass uns fahren. Ich war so glücklich, in diesem Moment. Ich wollte mein Gepäck holen, doch der Laden war verschwunden, war nicht mehr zu finden. Aber das spielte keine Rolle mehr. Dann wachte ich auf und das Bett war groß und leer und mein Magen ein schwarzer Klumpen, das Zimmer die Dunkelheit schlechthin. Vom Sofa kam ein leises Atmen.

2004.11.23 | 7:28 pm | Nerd of Love PERMALINK  |  TRACKBACK
Anrufe in Abwesenheit

Ich weine und kann nicht aufhören, weil die Seele so sehr flattert, nichts kann sie festhalten, es ist Kitsch, ich weiß, aber wahr, die Wahrheit ist Kitsch, sie flattert und zuckt und kann doch nicht weiter, nicht darüber hinaus, hinaus über das, was ist und auch die Möglichkeiten, die sie anstößt, wenn sie ihre Sehnen, Seelensehnen, überdehnt, dass es schmerzhaft schnalzt, wenn sie sich zurückkrümmt und verschwimmt, auch die lassen nur erschaudern, so nah und doch so fern, ein Beutel Klischees liegt daneben, auf dem Boden, ich kann nichts anstoßen, nichts öffnen, sie brennt nicht, sie schwimmt, zuckt und doch darf nichts sich Artikulation nennen, dumpfes Grunzen ist alles, was hörbar, leise, wenn überhaupt, ein Wimmern vielleicht, was ist das, was ist das? Warum gebe ich all das her?

Silencio. Blickdichtes Erschaudern. Waldgebiet.

Dann schon beginnt wieder das Abstandnehmen, dann schon, zu sich selbst, zu allem, Abstand nehmen von den Dingen und ihrer Haut, ihn weg nehmen, um das unrettbare Ich zumindest temporär in Sicherheit zu wiegen, weil es sonst nicht geht und es muss doch gehen, muss es doch. Hinweg. Muss es. Hinweg. Wie viele Engel finden auf einer Nadelspitze Platz?

[...] How fragile we are. How fragile we are. [...]

Nils Landgren - Sentimental Journey

2004.10.17 | 12:20 pm | Nerd of Love PERMALINK  |  TRACKBACK
Sie wissen schon…

Pubblicità

[...] Ich habe gestern eine ihren schweren Bisswunden erlegene Tafel Schokolade in den Kühlschrank gebettet, aber als ich heute morgen nachsah, war sie wiederauferstanden und noch vor Ablauf der dreitätigen Schutzfrist gen Himmel gefahren.
"Bea?"
"Hmmm?" Sie sieht mich mit großen Backen an. [...]

Helmut Krausser - Januar Februar

2004.08.27 | 12:33 am | Nerd of Love PERMALINK  |  TRACKBACK
Ende Neu

Draußen auf dem kleinen Parkplatz vor dem alten Theater hat es geregnet, nasse Blätter auf der Windschutzscheibe. Saßen wir im Wagen, vorher? Wie lange, und was taten wir? Die Geländer und alle Metallstreben im Foyer, die Türen und die Garderobe, die Heizkörper und die Türgriffe sind Bauhaus, pure alte Zeit, Messing und weißer Lack. Es ist Herbst und riecht danach, es nebelt und ist feucht, wir rauchen im Vorraum. Faust ist ein Zündler, weil er Zündholzschachteln sammelt. Ein Bild in der Menge. Der Saal ist Gold, Weiß und Bordeaux. Roter Samt, Stuck. Emporen und Vorhänge. Die Menschen glänzen in Erwartung, sind angenehm normal unnormal. Wir sitzen in der dritten Reihe, schauen, warten, wissen, dass dies nicht gewöhnlich ist. Dass es passt, in Einmaligkeit, die Gestirne fügen sich ins Nicht- Wiederkehrende, verhalten sich zueinander wie sie es so nie wieder tun werden. Pathos hat einen Presseausweis und scheißt Thanatos auf den Kopf. Wenigstens heute. Ich weiß nicht mehr, wie du gerochen hast, aber ich weiß, wie die Nacht roch. Nasses Laub und feuchte Dunkelheit. Der Regen eine Versprechung. Ich fand die Frisur in der Reihe vor uns interessant. Wie und was waren wir, die wir da saßen? Soll ich beschreiben, wer dann da die Bühne betrat, eine halbe Stunde zu spät? Im schwarzen Dreiteiler, ganz alleine; ein Barhocker, ein Glas Absinth und eine akustische Schleifenmaschine, das Mikrophon als Portal der Zentrifuge? Wir haben es geschaut. Ich werde nicht davon erzählen. Nicht jetzt. Von dem, was wir fühlten und dachten danach, und ob all das vielleicht nur in meinem Kopf passiert ist und nicht in dieser kleinen Stadt im Herbst. Ob diese Fahrt durch die Nacht nie stattgefunden hat und das Ankommen zwischen Türmen. Und alles davor und danach. Die Liebe als das letzte Biest am Himmel. Wir kennen uns schon lange, der Phoenix und ich. Ich, der Rückspiegel meiner selbst.

Im Fernsehen läuft "Quiet Earth" - Zac Hobson suchte soeben Gott.

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