Die Käfer-Lounge im Flughafen Köln/Bonn, in der man ab und an bunte Plastikbälle im Essen findet, und manchmal auch schreiende Kinder, weil das sich auf der Ebene darüber befindliche Bällchenbad des Kinderspielplatzes nicht immer ignorierbar ist, weder akustisch noch haptisch.
Die Air France serviert Champagner und frische Croissants. Die Sonne über dem Flugfeld, die sandfarbenen Gebäude, der Schmutz, der Hinterhof, die Wäsche und die Luft, jede Minute die Luft, jede Sekunde, Salz, immer wieder, die Möwen, die im stahlblauen Himmel stehen, über den Schindeln, den Kaminen und den Antennen. Der Kamin im Zimmer, der Kamin in der Küche, die Handtücher und die Wäscheleinen, das rostige Metall, das Gebäude am Hang, über der Stadt, in dem du Bücher sortiertest, die Kiesel im Hof, der helle Staub, die Säulengänge, die Kirche, der Tee und das Minzwasser, die Berge und die zerklüftete Küste, deine weichen Knie, der Verrat und die Träume, die Angst und das Spiel […]
– ich versuche, die Erscheinungen zu verstehen.
Später dann wird all dies ein Buch sein. Nicht mehr und nicht weniger.
[...] Ich bin ungerecht, jähzornig, eitel, unduldsam, selbstbezogen, arrogant, nachtragend, vorlaut, sicherheitsbedürftig, besserwisserisch, zu wenig hilfsbereit, intolerant und leicht verletzbar - und unternehme nichts dagegen, weil es sich um Eigenschaften handelt, die allesamt der Kunst förderlich sind. Mein Ich ist ein Projekt, kein Mensch. [...]
Helmut Krausser - Oktober, November, Dezember
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