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Befindlichkeiten


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2004.07.28 | 11:37 pm | Korrespondenz PERMALINK  |  TRACKBACK
Aufblitzen

Die Sternschnuppe im „Weißen Hai“. Die Szene kurz vor Morgengrauen, nachdem Robert Shaw die Geschichte vom Untergang der Indianapolis erzählt hat, die drei betrunken in der Kombüse Lieder singen und plötzlich der Hai wieder auftaucht, gegen den Schiffsrumpf stoßend, so dass die Planken zittern. Roy Scheider rennt an Deck, kramt angstvoll seinen Revolver hervor, in Nahaufnahme von unten, am Bug. Sein schreckverzerrtes Gesicht, der Revolver direkt vor der Kameralinse, im Hintergrund schwanken die Bootsaufbauten – und dann zieht von rechts eine Sternschnuppe durchs Bild, quer über den schwarzblauen Himmel, mit gelblich-rotem Schweif, verschwindet hinter Scheiders Kopf. Eine halbe Sekunde vielleicht, dann vorbei. Ist das bemerkt worden? Natürlich, und Spielberg hat diese Einstellung nehmen müssen, auch wenn er zwanzig andere, bessere gehabt hätte. Er hat sie nehmen müssen. Während in Herzogs „Kaspar Hauser“ im weiten Naturpanorama ein Auto über die Landstraße fährt, als im Vordergrund der schwarze Mann Kaspar gerade das Gehen beibringen will. 1828.

[...] Wer sich eine Phänomenologie der einen Empfindung ausdenkt, gerät an einen Punkt, wo das frei variierende Umdenken, weil es ein Denken ist, nicht weiterführt. Intentionalität ist eben selbst eine Art Denken. Was nicht mehr gedacht werden kann, muss sich ereignen. [...]

Manfred Sommer - Evidenz im Augenblick

2004.07.28 | 2:49 pm | Archiv PERMALINK  |  TRACKBACK
I

Sammeln also. Eigentlich ist es ganz einfach. Mal schauen, was noch da ist. Ein wenig wühlen, zaghaft. Karten umdrehen, im Geiste, und nicht gemachte Photos betrachten. Vorstadien der Entwicklung. Man fährt Bus, sechsunddreißig Stunden. Er hält in vielen Städten, der Bus, und man kann hinausblicken, die Stirn an die Scheibe gelehnt, hinausblicken, und hinein in die Städte und auf ihre Menschen, die sich bewegen und schauen, ihren Atem in den Raum blasen und zwischen die Gebäude, die von Bäumen umringt sind, an denen schon das Herbstlaub glänzt. Es wird Nacht und wieder Tag, und dazwischen liegen Grenzen und Rasthöfe, verschnupfte Mamitas und ein Gespräch auf einer Marmortreppe, irgendwo im Nirgendwo, bevor der Motor wieder anläuft, mit einem Lolli in der Hand. Und mit dem Fortschreiten der Zeit ändert sich auch die Temperatur, und das Aussehen der Sonne, und wenn man schließlich ankommt, verlassen keine weißen Wolken mehr den Mund beim Sprechen, sondern heißer Dampf umhüllt den Körper und markiert die Stadt, deren Tag gerade beginnt.

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