Lese gerade mit Enthusiasmus Kraussers Tagebücher (immer mal wieder nebenbei, sie liegen auf der Fensterbank neben der Toilette) in umgekehrter Reihenfolge, da mir zunächst „Oktober November Dezember“ auf dem Ramschtisch in die Hände fiel. Größtenteils sehr fein. Aber je tiefer man durch die Darmwindungen des Chronos nach unten rutscht, desto häufiger finden sich Aussetzer, die nicht mehr unter angemessen subjektiver Polemik verbucht werden können. So liest sich zum Beispiel im Mai, immerhin im Alter von 27: „Nyman hat mir auch Celan näher gebracht, einen etwas überschätzten Dichter, dessen Verse immer so hölzern, so saftlos wirken – Nyman hat sie ergänzt, hat ihnen Melodie gegeben.“ Sehr verstörend, dieser Satz, lässt vieles von dem bisher Gelesenen in anderem Licht erscheinen. Ist das nun ein Alters- bzw. Jugend-Fauxpas oder spricht da tatsächlich der Neid desjenigen, dessen Lyrik ihre Bilder prinzipiell mittels des expliziten (Holz-)Hammers in die Geisteswelten des Lesers verbringt, auf die Lyrik desjenigen, dessen Subtext allein ganze Welten (voller Saftmeere) entstehen lässt, weit über das Geschriebene hinaus?
Hammerholz
Rauschhafte Scharaden
Draußen regnet es.
Drinnen nicht.
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